
Bauleiter Bernd Igelbüscher vor der Karte mit dem Trassenverlauf der neuen Hochspannungleitung von Bayernwerk Netz. Quelle: Katia Meyer-Tien
STROMNETZ:
„Viele warten darauf, dass wir kommen“
In Oberbayern verlegt die Bayernwerk Netz auf 18 Kilometern eine neue Hochspannungsleitung. Jetzt steht das Projekt kurz vor dem Abschluss.
Endspurt in Oberbayern: Im Dezember will die Regensburger Bayernwerk Netz im Landkreis Dachau ihr bislang größtes Stomtrassen-Neubauprojekt
in Betrieb nehmen. Eine 18 Kilometer lange 110-kV-Hochspannungsleitung soll dann das Umspannwerk bei Kleinschwabhausen mit dem Anschlusspunkt des Tennet-Hochspannungsnetzes
in Oberbachern verbinden. Spatenstich für das Großprojekt war im Mai 2024 (wir berichteten), nun lud der Netzbetreiber zur
Baustellenbesichtigung.
Die beginnt am Baulager am Ortsrand des kleinen Örtchens Arnbach. Bauleiter Bernd Igelbüscher steht vor einer detaillierten Karte des Trassenverlaufs. „Die Tiefbauarbeiten sind komplett abgeschlossen“, berichtet er und meint damit das Ausheben der Gruben, etwa 1,8 Meter tief und jeweils drei bis fünf Meter breit, in denen die Leerrohre verlegt wurden. In weiten Teilen des Trassenverlaufs konnten die Gruben mit dem Bagger ausgehoben werden, zwei Bahntrassen und einige Straßen mussten mit Spül- beziehungsweise Pressbohrungen unterquert werden.
Und dann hielt das Glonntal noch eine besondere Herausforderung bereit: Wasser. Einen sehr hohen Grundwasserspiegel, der den Einsatz des sogenannten Pflugverfahrens notwendig machte: Dabei wird ein Pflug entlang der Leitungstrasse gezogen, der mit einem Pflugschwert die Rohre direkt in den Boden einbringt. Und dann kam noch viel Wasser von oben dazu: Insbesondere im Frühjahr und Frühsommer 2024 regnete es außergewöhnlich viel, was die Bauarbeiten etwas verzögerte.
Kiebitz, Molch und ganz viel Wasser
Mittlerweile sind alle Rohre verlegt und die Gruben aufgefüllt, wobei darauf geachtet wurde, die Erdschichten wieder in ihrer ursprünglichen Formation übereinander zu schichten. Auch die Belange der Fauna wurden bedacht: Zur Brutzeit des bedrohten Kiebitz standen die Bagger still, für Molche und Kröten wurden Schutzzäune und Ausgleichsflächen angelegt. Seit April läuft nun der Kabeleinzug, ausgehend von den beiden Endpunkten der Trasse. Projektleiter Igelbüscher zeigt auf einen Bereich etwa in der Mitte der meterlangen Trassenplanungskarte: „Inzwischen sind wir bei Muffe 10 bis 15 angekommen“.
Muffen sind Verbindungsstücke zwischen den einzelnen Kabelabschnitten. Insgesamt ist die Trasse in 24 Abschnitte unterteilt, der kürzeste ist 600 Meter, der längste 1.100 Meter lang. Zwischen denen Abschnitten hat Dienstleister Omexom jeweils eine Muffengrube eingerichtet, in der die Kabel zusammengeführt werden. Und das sieht durchaus beeindruckend aus, wie sich beim Besuch von Muffengrube zwölf zeigt: Mehrere Meter lang ist die Grube, in die von beiden Seiten jeweils zwei mal drei Rohre ragen. Sechs Rohre, denn die Leitung besteht aus insgesamt sechs Kabeln. Auf der einen Seite sind die Kabel zu sehen, die − ausgehend von der nächsten Muffengrube − bereits eingezogen wurden.

Auf der anderen Seite der Grube verschwindet ein dünnes Stahlseil in einem der Rohre: Dieses soll gleich eines der Kabel durch das Rohr ziehen. Das lässt sich am nächsten Punkt der Pressetour dann auch live beobachten: Hier liegen die Kabel schon bereit, aufgerollt auf Kabeltrommeln, die so groß sind, dass sie den 1,80 Meter großen Bauleiter daneben wie eine Spielzeugfigur aussehen lassen. Arbeiter befestigen ebenjenes Stahlseil, das durch die noch leeren Rohre von Muffengrube zwölf kommt, am Ende des Kabels und geben per Funk ein Signal durch. Dann spannt sich das Stahlseil, langsam gleitet das Kabel in das Rohr hinein.

„Viele warten darauf, dass wir kommen“
Mit den Vorplanungen für den Bau der Hochspannungsleitung hatte Bayernwerk Netz bereits 2016 begonnen, als klar wurde, dass angesichts der Zunahme an dezentralen Erzeugern wie Photovoltaikanlagen die Netzkapazitäten langfristig nicht ausreichen würden. Insgesamt plant der Netzbetreiber Investitionen in Höhe von 6,2 Milliarden Euro für den Aus- und Umbau seines Stromnetzes (wir berichteten). Die Trasse im Landkreis Dachau schlägt dabei mit etwa 39 Millionen Euro zu Buche.
Und ist nahezu fertig: Neben dem Zufahrtsweg zur letzten Station des Pressetermins recken sich über dem Trassenverlauf bereits wieder die ersten grünen Triebe in die Sonne, kaum noch lässt sich erahnen, dass hier noch vor wenigen Monaten eine Baugrube klaffte. In der letzten Muffengrube, die die Pressegruppe besichtigt, sind bereits alle Kabel eingezogen. Hier wird, durch ein weißes Zelt vor Schmutz und Wetter geschützt, an der Verbindung der beiden Kabelstränge gearbeitet: Die Kabelenden werden bis zum potenziell stromführenden Aluminiumkern abgeschält, mithilfe eines Verbindungsstücks verbunden und mit einem gemeinsamen Schutzmantel versehen.
Widerstand gegen das Projekt habe es kaum gegeben, erzählt Bauleiter Igelbüscher dann noch. Mancherorts seien die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern etwas schwierig gewesen, aber letztlich habe man sich mit allen einigen können. „Wir beobachten, dass sich das in den letzten Jahren gedreht hat. Früher waren die Leute bei solchen Projekten noch eher skeptisch. Heute warten viele darauf, dass wir endlich kommen.“
Die beginnt am Baulager am Ortsrand des kleinen Örtchens Arnbach. Bauleiter Bernd Igelbüscher steht vor einer detaillierten Karte des Trassenverlaufs. „Die Tiefbauarbeiten sind komplett abgeschlossen“, berichtet er und meint damit das Ausheben der Gruben, etwa 1,8 Meter tief und jeweils drei bis fünf Meter breit, in denen die Leerrohre verlegt wurden. In weiten Teilen des Trassenverlaufs konnten die Gruben mit dem Bagger ausgehoben werden, zwei Bahntrassen und einige Straßen mussten mit Spül- beziehungsweise Pressbohrungen unterquert werden.
Und dann hielt das Glonntal noch eine besondere Herausforderung bereit: Wasser. Einen sehr hohen Grundwasserspiegel, der den Einsatz des sogenannten Pflugverfahrens notwendig machte: Dabei wird ein Pflug entlang der Leitungstrasse gezogen, der mit einem Pflugschwert die Rohre direkt in den Boden einbringt. Und dann kam noch viel Wasser von oben dazu: Insbesondere im Frühjahr und Frühsommer 2024 regnete es außergewöhnlich viel, was die Bauarbeiten etwas verzögerte.

1,80 Meter groß ist Bauleiter Bernd Igelbüscher, doch neben den Kabeltrommeln für die Hochspannungsleitung wirkt er winzig
Quelle: Katia Meyer-Tien
Quelle: Katia Meyer-Tien
Kiebitz, Molch und ganz viel Wasser
Mittlerweile sind alle Rohre verlegt und die Gruben aufgefüllt, wobei darauf geachtet wurde, die Erdschichten wieder in ihrer ursprünglichen Formation übereinander zu schichten. Auch die Belange der Fauna wurden bedacht: Zur Brutzeit des bedrohten Kiebitz standen die Bagger still, für Molche und Kröten wurden Schutzzäune und Ausgleichsflächen angelegt. Seit April läuft nun der Kabeleinzug, ausgehend von den beiden Endpunkten der Trasse. Projektleiter Igelbüscher zeigt auf einen Bereich etwa in der Mitte der meterlangen Trassenplanungskarte: „Inzwischen sind wir bei Muffe 10 bis 15 angekommen“.
Muffen sind Verbindungsstücke zwischen den einzelnen Kabelabschnitten. Insgesamt ist die Trasse in 24 Abschnitte unterteilt, der kürzeste ist 600 Meter, der längste 1.100 Meter lang. Zwischen denen Abschnitten hat Dienstleister Omexom jeweils eine Muffengrube eingerichtet, in der die Kabel zusammengeführt werden. Und das sieht durchaus beeindruckend aus, wie sich beim Besuch von Muffengrube zwölf zeigt: Mehrere Meter lang ist die Grube, in die von beiden Seiten jeweils zwei mal drei Rohre ragen. Sechs Rohre, denn die Leitung besteht aus insgesamt sechs Kabeln. Auf der einen Seite sind die Kabel zu sehen, die − ausgehend von der nächsten Muffengrube − bereits eingezogen wurden.

Blick auf die bereits eingezogenen Kabelstränge in der Muffengrube
Quelle: Katia Meyer-Tien
Quelle: Katia Meyer-Tien
Auf der anderen Seite der Grube verschwindet ein dünnes Stahlseil in einem der Rohre: Dieses soll gleich eines der Kabel durch das Rohr ziehen. Das lässt sich am nächsten Punkt der Pressetour dann auch live beobachten: Hier liegen die Kabel schon bereit, aufgerollt auf Kabeltrommeln, die so groß sind, dass sie den 1,80 Meter großen Bauleiter daneben wie eine Spielzeugfigur aussehen lassen. Arbeiter befestigen ebenjenes Stahlseil, das durch die noch leeren Rohre von Muffengrube zwölf kommt, am Ende des Kabels und geben per Funk ein Signal durch. Dann spannt sich das Stahlseil, langsam gleitet das Kabel in das Rohr hinein.

Mit einem Stahlseil wird das Kabel in die Muffengrube und dort in das Leitungsrohr gezogen
Quelle: Katia Meyer-Tien
Quelle: Katia Meyer-Tien
„Viele warten darauf, dass wir kommen“
Mit den Vorplanungen für den Bau der Hochspannungsleitung hatte Bayernwerk Netz bereits 2016 begonnen, als klar wurde, dass angesichts der Zunahme an dezentralen Erzeugern wie Photovoltaikanlagen die Netzkapazitäten langfristig nicht ausreichen würden. Insgesamt plant der Netzbetreiber Investitionen in Höhe von 6,2 Milliarden Euro für den Aus- und Umbau seines Stromnetzes (wir berichteten). Die Trasse im Landkreis Dachau schlägt dabei mit etwa 39 Millionen Euro zu Buche.
Und ist nahezu fertig: Neben dem Zufahrtsweg zur letzten Station des Pressetermins recken sich über dem Trassenverlauf bereits wieder die ersten grünen Triebe in die Sonne, kaum noch lässt sich erahnen, dass hier noch vor wenigen Monaten eine Baugrube klaffte. In der letzten Muffengrube, die die Pressegruppe besichtigt, sind bereits alle Kabel eingezogen. Hier wird, durch ein weißes Zelt vor Schmutz und Wetter geschützt, an der Verbindung der beiden Kabelstränge gearbeitet: Die Kabelenden werden bis zum potenziell stromführenden Aluminiumkern abgeschält, mithilfe eines Verbindungsstücks verbunden und mit einem gemeinsamen Schutzmantel versehen.
Widerstand gegen das Projekt habe es kaum gegeben, erzählt Bauleiter Igelbüscher dann noch. Mancherorts seien die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern etwas schwierig gewesen, aber letztlich habe man sich mit allen einigen können. „Wir beobachten, dass sich das in den letzten Jahren gedreht hat. Früher waren die Leute bei solchen Projekten noch eher skeptisch. Heute warten viele darauf, dass wir endlich kommen.“

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Freitag, 27.06.2025, 12:23 Uhr
Freitag, 27.06.2025, 12:23 Uhr
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